LEOlytics.anesthesia

Im Interview mit Prof. Dr. Grietje Beck.

Sie haben 2022 die Aufgabe als Chefärztin und Direktorin der Klinik für Anästhesie, Operative Intensiv- und Schmerzmedizin am Universitätsklinikum Mannheim (UMM) übernommen. An einer Klinik, die hinsichtlich der Digitalisierung nicht unbedingt den Ruf als Vorreiter hatte. Relativ schnell nach Ihrem Amtsantritt haben Sie die Entscheidung getroffen, LEOlytics.anesthesia einzuführen. Was haben Sie sich davon versprochen?

Ja, genauso war es. Ich habe meine Arbeit aufgenommen an einer Uniklinik mit einer analogen Anästhesiedokumentation und mehr oder weniger effizienten Möglichkeiten, Daten auszuwerten und Daten in eine gewisse Qualität zu überführen. 

Eine Kollegin von mir, die mich begleitet hat, als auch Kollegen vor Ort haben mich mit den Kollegen von Löwenstein bekannt gemacht und ich war zum Glück in der Situation, dass es von der UMM bereits Kontakte gab, dass man schon vor 2022, vor meinem Eintritt, erste Einführungen und Modelle startete. 

Meine geschäftsführende Oberärztin hatte die Einführung der Software bereits an der Uniklinik Frankfurt führend begleitet. Daraus resultierte mein größtes Interesse, das hier an der UMM zu realisieren – für eine bessere Patientenversorgung, aber auch für Prozessdaten, für Analysen, für Ausbildung und für die Forschung. 

Natürlich wollten wir uns modernisieren. 

Es gab schon einen Kontakt, Ansprechpartner, erste Kontakte mit unserer IT-Abteilung, was möglich ist und was nicht. Darauf konnte man viel aufsetzen, was in einem Verfahren innerhalb eines halben Jahres möglich ist. Ich war glücklich darüber, dass die Geschäftsführung nicht überzeugt werden musste, sondern dies möglich machte, auch mit Mitteln, dass die Software implementiert werden konnte. Nach diesem Kick-off erfolgten Vertragsangelegenheiten und Vorbereitungsarbeiten zum Customizing. 

Wir haben ein halbes Jahr dafür gebraucht. Dann waren wir online!

Haben Sie Ihr Ziel erreicht und haben sich neue Optionen im Umfeld der Digitalisierung damit ergeben?

Wir haben unser primäres Ziel erreicht, aber wie es immer so ist, ergeben sich neue Optionen, wenn man die Möglichkeit hat, digital zu arbeiten. Unsere großen Themen sind zum einen die vielen Daten, die wir jetzt zur Verfügung haben, „in real time“ zu analysieren, Schnittstellen zu anderen Datenanalysen zu erstellen und möglichst viele anästhesiologische Monitorverfahren in die Software zu integrieren. 

Die Optionen sind jetzt, neben der reinen Patientendatenerfassung, verbessertes Controlling, aber auch Forschung zu betreiben. Den reinen anästhesiologischen Prozess als Option prä-als auch postanästhesiologisch in die Datenanalyse mit aufzunehmen. Es geht darum, „alles aus einem Guss“ zu haben. Im Moment geht es rein um den OP-Bereich. Und das möchten wir mit vorher und nachher erweitern.

Die Einführung einer neuen Software ist keine einfache Sache. Wie haben Sie die Einführung erlebt?

Die Einführung von LEOlytics war wirklich arbeitsintensiv. Durch die Unterstützung der IT vor Ort und durch LEOlytics selbst benötigt man Ärztinnen und Ärzte vor Ort, die ein erweitertes IT-Verständnis mitbringen. Es war wichtig, ein CORE-Team, welches interprofessionell aufgestellt ist, zu implementieren, bestehend aus Pflegenden, Ärztinnen und Ärzten, EDV-Spezialistinnen und -Spezialisten und natürlich LEOlytics-Personal. Dieses CORE-Team benötigt seinen Freiraum, um das System neu umzusetzen. Das Team, das mit LEOlytics arbeitet, besteht schließlich aus etwa 140 Mitarbeitenden plus die Pflegenden, plus die Mitarbeitenden, die mit LEOlytics in den Aufwachräumen arbeiten, plus die Mitarbeitenden in der Prämedikationssprechstunde.

Ein besonderes Thema bei der Einführung eines neuen Softwaresystems ist ja häufig die Schulung und Anleitung der Anwendenden. Besonders dann, wenn es nicht der Wechsel eines Softwaresystems ist, sondern der Umbruch von einer Papierdokumentation auf eine Dokumentation auf dem iPad. Wie ist es bei Ihnen gelaufen und gab es kritische Momente?

Die größte Triebfeder für uns alle war die Einstellung der Mitarbeitenden. Wir wollten unbedingt dieses System. 

Das hat dazu geführt, dass wir diesen Wechsel im laufenden Betrieb umgesetzt haben. Wir hatten kritische Momente, die vor allen Dingen an der Infrastruktur unseres Hauses gelegen haben. Zum Beispiel war ein echtes Nadelöhr die WLAN-Vernetzung hier im Haus oder die Schnittstellenproblematik mit unserer Software SAP (Patientendaten). Das waren immer wieder kritische Probleme. 

Zeitlich betrachtet haben Mitarbeitende eine mehrstündige Schulung bekommen und sind dann sofort in den Regelbetrieb gegangen. Dazu muss man sagen, dass die Software wirklich sehr intuitiv ist. 

Sicherlich zeitraubend vorher war das Customizing, das heißt das Zuschneiden auf unsere Standards, auf uns hinterlegte Dosierungen, auf uns hinterlegte Medikamente. Als das Customizing für uns fertiggestellt war, war dann die reine Anwendung eigentlich in den meisten Fällen selbsterklärend und von den Kolleginnen und Kollegen schnell zu lernen.

Nun arbeiten Sie mittlerweile über ein Jahr mit LEOlytics und dem Team von Löwenstein zusammen. Was ist Ihre Erfahrung und würden Sie LEOlytics weiterempfehlen?

Absolut und unbedingt, kann ich nur sagen. Es ist nicht nur ein modernes Tool, um junge und neue Mitarbeitende zu interessieren, sondern es ist vor allen Dingen ein Tool für Datenseriosität und hohe Datenqualität. Wir haben mit LEOlytics einen idealen Ausgangspunkt, um Ausbildung, Lehre und Forschung, aber auch Patientenversorgung auf einem hohen Niveau sicherzustellen. 

Das Team von LEOlytics hat auf einer engagierten und persönlichen Ebene alles versucht, um eine hohe Anwenderzufriedenheit zu erreichen. 

Wir können immer anrufen und es gibt eigentlich immer eine Antwort. 

Weiterhin ist das Team von LEOlytics auch offen für Neues. So sind wir Flagship-Klinik der „Safe Brain Initiative“, unserer europäischen Fachgesellschaft. Im Rahmen dieser Initiative integrieren wir gerade die Erfassung postoperativer Outcome-Parameter als neues Tool in LEOlytics. Zum Beispiel erfragen wir kognitive Funktionen, wir erfassen Delir-Score, wir erfassen postoperative Übelkeit, wir erfassen Schmerzen. 

Ein paar Publikationen werden mithilfe von LEOlytics auf der Basis der Daten von LEOlytics entstehen. 

Summa summarum: Wir sind sehr zufrieden! 

Es ist wichtig, dass wir auf Forschungsebene arbeiten und dass wir auf klinische Realdaten und pro Patient auf eine große Datenmenge zugreifen und diese auswerten können. Und unsere Fragestellungen, die wir haben, digital analysieren können und nicht Excel-Tabellen auswerten müssen – weg von „paper pencil“! 

Frau Prof. Beck, haben Sie herzlichen Dank für das Interview.