Erfolg ist kein Zufall bei Dr. Fenyves und Gut.
Ein Interview mit Andreas Faulhaber.
Geschäftsführer Dr. Fenyves und Gut Deutschland GmbH.
Herr Faulhaber, stellen Sie sich bitte vor. Bitte gehen Sie auch auf Ihre persönliche Historie ein.
Ich bin Jahrgang 1966 und in Überlingen am Bodensee geboren. An der Hochschule Ulm studierte ich Medizintechnik mit dem Abschluss Diplom. Seit 1996 bin ich bei Dr. Fenyves und Gut Deutschland GmbH beschäftigt. Zunächst im Angestelltenverhältnis und seit 2004, als der bisherige Gesellschafter in Ruhestand gegangen ist, als Gesellschafter und Geschäftsführer.
Bitte präsentieren Sie das Unternehmen Dr. Fenyves und Gut Deutschland GmbH (FuG).
Das Unternehmen „Dr. Fenyves und Gut“ wurde ursprünglich von Dr. Fenyves (Anm. d. Red.: ungarischer Name) und dem Baseler Ingenieur Gut in den 60er-Jahren in der Schweiz gegründet. 1983 ist Dr. Fenyves altershalber ausgeschieden. 1984 rutschte das Mutterhaus Dr. Fenyves und Gut in die Insolvenz und existiert nicht mehr. Schon 10 Jahre früher, also 1973, wurde das Unternehmen Dr. Fenyves und Gut Deutschland GmbH (FuG) gegründet, das offizielles Gründungsjahr unserer heutigen Firma ist. Der Unternehmenszweck damals bis heute ist die Entwicklung, die Herstellung und der Vertrieb von medizintechnischen Geräten. Ursprünglich im Bereich der Lungenfunktion angesiedelt, bekannt ist der sog. Bodyplethysmograph, wurde 1991 das erste Schlafdiagnosegerät Sleep Doc Porti entwickelt und auf den Markt gebracht.
Das Produktportfolio von FuG umfasst die Geräte Polygraph und Polysomnograph. Dazu kommt Zubehör für Schlafdiagnosegeräte. Am Firmenstandort Rangendingen erfolgt sowohl die Entwicklung (Hardware und Software) als auch die Produktion.
Unsere Produkte sind „Made in Germany“ und darüber hinaus noch wettbewerbsfähig
- Andreas Faulhaber
Der Firmensitz von FuG ist die Gemeinde Rangendingen. Gehen Sie auf die Besonderheit dieser Region und auf die Branche Medizintechnik sowie auf die Anzahl von angesiedelten Unternehmen ein.
In dieser Region sind die schwäbischen Tüftler zu Hause! Über 1/3 aller bundesweiten Patente stammen aus Baden- Württemberg. Im Zollernalbkreis sind über 40 % der Beschäftigten im produzierenden Gewerbe tätig. Dagegen liegt der Landesdurchschnitt bei ca. 30 %. Regional präsentieren sich viele mittelständische Unternehmen unterschiedlichster Branchen, wie z. B. der Medizintechnik, des Maschinenbaus und Textilunternehmen. Die Bedeutung als Top-Standort für Medizintechnik manifestiert sich u. a. im Netzwerk „Medical Valley“, in dem sich ca. 40 Unternehmen zusammengeschlossen haben.
In welcher Art und seit wann ist das Unternehmen FuG mit Löwenstein Medical verknüpft?
Heinen + Löwenstein kam mit FuG 2004 in Geschäftskontakt, als nach Veränderung von gesetzlichen Vorgaben nach einem alternativen Schlafdiagnosegerät gesucht wurde. Die Geschäftsbeziehung hatte zum Ergebnis, dass das FuG-Gerät Porti 4 von H + L gebrandet und als eigenes Produkt verkauft wurde, als sog. „Original Equipment Manufacturer Product“ (OEM). Die Zusammenarbeit erwies sich als fruchtbar und weitere Produkte wurden entwickelt. Als nächstes folgten die Miniscreengeräte Porti 6, Porti 7 und Porti 8. Schließlich wurden die FuG-Polysomnographiegeräte von H + L bezogen. Aktuell beschafft Löwenstein Medical, bis auf wenige Ausnahmen, alle Schlafdiagnostikgeräte von FuG. Darunter fallen nicht nur mit Löwenstein Medical gebrandete Produkte, sondern auch mit anderen Handelsnamen gebrandete Produkte sowie Sleep Doc Porti-Produkte von FuG. Für die Erfüllung der regulatorischen Erfordernisse trägt FuG als Hersteller die Verantwortung. Der komplette Vertrieb erfolgt vorwiegend von Löwenstein.
Die Löwenstein Schlafdiagnostikprodukte Scala, Samoa und Sonata und Dr. Fenyves und Gut Deutschland GmbH – Wie hängt das zusammen?
Die Geräte Sonata (Polysomnographie-Gerät), Scala und Samoa (beides Polygraphie-Geräte) wurden von FuG für Löwenstein Medical entwickelt und produziert. Die sog. „S-Klasse“ ist die neueste Gerätegeneration. Alle genannten Geräte gibt es in Varianten (z. B. Sleep Doc Porti), die wiederum von Löwenstein Medical vertrieben werden.
Wie viele Geräte für die Schlafdiagnostik haben Sie bislang produziert?
Von 1991 bis heute wurden insgesamt ca. 25.000 Polygraphie- und Polysomnographie-Geräte produziert. Derzeit liegen wir bei einer Auflage von 2.500 Stück pro Jahr.
Welche Zukunftstrends sehen Sie in der Schlafdiagnostik?
Nun, die Geräte werden tendenziell immer kleiner und einfacher in der Bedienung. Allerdings steht vor allem die Verbesserung und der Ausbau der Vordiagnose im Trend. Nicht nur in den ärztlichen Praxen. Auch das Schlaflabor selbst ist lange nicht ersetzbar, so meine Überzeugung. Vor ca. 15 Jahren, als wir das erste Polysomnographie- Gerät entwickelten, wurde bereits vermutet, dass die Relevanz von Schlaflaboren zugunsten der ambulanten Versorgung abnimmt. Diese Vermutung hat sich nicht bewahrheitet. Wir haben seit diesem Zeitpunkt 5.000 Polysomnographie- Geräte verkauft. Auch international gibt es große Unterschiede: In Deutschland darf man nicht einfach ins Schlaflabor gehen, es wird zunächst ein positiver Befund mithilfe der Polygraphie benötigt. Anders sieht es z. B. in Japan oder Korea aus. Dort ist die Polygraphie unbekannt und es werden nur Polysomnographie-Geräte verkauft. Ein weiterer Zukunftstrend in der Schlafdiagnostik sind kostenintensive Einmalsensoren für die Stirn, die von Patientinnen und Patienten selbst getragen werden.
Gibt es eine besondere Unternehmenskultur, die bei FuG gelebt wird?
Ja, auf jeden Fall. Und darüber bin ich auch sehr froh und stolz. Unser Unternehmen ist geprägt von einer familiären Atmosphäre. Unsere Mitarbeitenden sind freundschaftlich miteinander verknüpft, was auch am Feierabend weitergelebt wird. Darüber hinaus gibt es viele verwandtschaftliche Beziehungen im Unternehmen, was bei Stellengesuchen ein positiver Faktor ist. Wir leben flache Hierarchien und es gibt nur ein sehr rudimentäres Organigramm. Vertrauen in die Mitarbeitenden wird großgeschrieben. Unser Konzept ist, dass Mitarbeitende eigenverantwortlich Geräte vom Anfang bis zur Marktreife betreuen. Der Verzicht auf Fließbandarbeit verhindert eintöniges Arbeiten. In der Kommunikation untereinander verzichten wir auf feststehende Meetings. Vielmehr tauschen wir uns aus, wenn es nötig ist. Wir legen Wert auf persönliche Präsenz im Unternehmen. Eine wesentliche Leitlinie unseres Unternehmens ist die regionale Produktion, auch wenn nach Zubehör oder Komponenten gesucht wird. Zunächst wird in der Region, dann im Bundesland, nachfolgend deutschlandweit und zum Schluss erst europaweit und international nachgefragt. Im Ergebnis sind wir stolz, Leiterplatinen zu verwenden, die in Spaichingen gefertigt werden, und Gehäuse aus dem Odenwald sowie Fingersensoren aus dem Schwarzwald einsetzen zu können. Die Gurte werden in Heimarbeit geschneidert mit Material, das aus der Region bezogen wird. Die Produkte sind tatsächlich "Made in Germany" und wettbewerbsfähig!
Ein Mitarbeiter trägt die Verantwortung vom Entwicklungsprozess bis zur Markteinführung.
- Andreas Faulhaber
Das Unternehmen ist aktuell eingerüstet. Erzählen Sie uns etwas darüber.
Das Unternehmen benötigt dringend neue räumliche Kapazitäten. Unser Bauprojekt ist ein Anbau, wovon Lager und Versand profitieren. Das Konzept eines gut befüllten Lagers war für uns während der Corona-Pandemie von großem Vorteil. Es ermöglichte eine durchgehende Lieferfähigkeit. Mit dem Anbau wird unsere Produktion flächenmäßig entlastet und kann wiederum wachsen. Auf das Bestandsgebäude erfolgt außerdem der Bau einer Photovoltaik-Anlage, was unseren Beitrag für Klimaneutralität unterstreicht. Überdies bekommt unsere Außenfassade einen neuen Anstrich.
Was ist in Bezug zur bisherigen Zusammenarbeit mit Löwenstein besonders in Erinnerung geblieben?
Ich finde es bemerkenswert, dass man mit Reinhard Löwenstein so eine vertrauensvolle Zusammenarbeit leben kann. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Verträge mit Handschlag möglich sind und dass das Wort Gewicht hat. Es besteht ein sehr positives Geschäftsklima. Das Verhältnis ist nicht wie ein übliches Verhältnis von Kunde und Herstellerunternehmen, sondern wie ein freundschaftliches Band wahrnehmbar. Zu sehen ist auch die sehr positive Geschäftsentwicklung von zwei auf 30 Mitarbeitende. Das wäre ohne die Vertriebstätigkeit von Löwenstein nicht möglich gewesen.
Welche Ziele und Visionen haben Sie für die Zukunft?
Wir streben weiterhin eine so gute Zusammenarbeit mit Löwenstein an. Ein Ziel ist wachsende Internationalisierung bei gleichzeitiger regionaler Produktion. Weitere Ziele sind, dass wir technologisch fortwährend am Ball bleiben und so viel wie möglich selbst produzieren. Vielen herzlichen Dank für das Interview!
Vielen herzlichen Dank für das Interview!
Was die Dr. Fenyves und Gut Deutschland GmbH auszeichnet:
- Wegweisend für die Zukunft der Schlafdiagnostik.
- Wachsende Internationalisierung bei gleichzeitiger regionaler Produktion.
- Flache Hierarchien und direkte Kommunikationswege.
- Vertrauen und Eigenverantwortung sind gelebte Werte.
- 51 Jahre Erfahrung und Innovationskraft.
- Made in Germany. Von der Entwicklung der Hard- und Software bis zur Produktion.